Tesla Model 3

Wie alltagstauglich sind Elektroautos?
Dieser Frage waren wir zwei Wochen mit dem Tesla Model 3 auf der Spur. Von unserer Redaktion im Bayerischen Oberland erledigen wir unsere Fahrten zu Terminen und Besorgungen mit dem Stromer. Wo sind die Unterschiede, für wen ist diese Art der Fortbewegung geeignet, all das versuchen wir herauszufinden.

Wie von einer Schnur gezogen geht es lautlos voran. Kein Motorgeräusch, kein röhrender Auspuff. Die Beschleunig beim Durchtreten des Pedals ins Bodenblech erinnert schiebt mächtig an wie in einer Achterbahn. Es drückt derart in die Sitze das die Gesichtsmuskeln das freigewordene Endorphin mit einem breiten Grinsen unterstreichen. Wer noch nie mit einem Elektroauto gefahren ist sollte das dringend nachholen.

Mit dem sogg. “one-pedal-drive” fährt sich der Tesla wie ein Autoscooter. Der Wagen rekuperiert, sobald der Fuß vom Pedal genommen wird und macht Bremsen fast unnötig. Im Netz ist von einem Model S die Rede, der mit 190.000km noch die ersten Klötze drauf hat – und die sind noch gut. Doof für jeden der Klötze verkauft.

Erst mal auf die Autobahn, Reichweite kommt später. In Richtung Heimat auf der A95, mal sehen was er so kann. Die Fahrt geht gemütlich mit dem Rest der Automobilen Meute mit 160km/h in Richtung Zugspitze. Natürlich machen Geschwindigkeiten jenseits der 130km/h kaum Sinn was die Reichweite und Effizienz angeht, aber das Leben ist zu kurz um keinen Spass zu haben. Ohne Tempolimit brauchen wir uns über Nachhaltigkeit und/oder erneuerbare Energien nicht ernsthaft unterhalten.

Der Tesla fühlt sich durch den sehr niedrigen Schwerpunkt etwas behäbig an, auch beim Wendekreis hat man das Gefühl eher einen Bus zu lenken als einen Pkw. Der Blick in den Rückspiegel verrät, warum der Wagen eine Rückfahrkamera hat, es ist schlichtweg nahezu nichts zu sehen.

Dann endlich ist es so weit, die Geschichte, die jeder schon gehört hat, erreicht auch unsere Ohren als sich herumspricht das wir elektrisch Fahren. Der ominöse Tesla Fahrer mit den Fahrrädern auf dem Dach der mit 79km/h hinter dem LKW gefahren ist und allen den Urlaub versaut hat – womit auch immer. Anscheinend sind das so die Infos aus der Verbrenner Ecke, die man unbedingt loswerden muss.

Das Model 3 fährt sich gut, nach ein paar Hundert Kilometern hat man sich an das Fahrzeug gewöhnt. Die direkte Kraftentfaltung macht Spaß und bietet ausreichend Reserve auf langen Fahrten. Der größte Unterschied ist der ständige Blick auf die verbleibende Reichweite. Tesla verkauft nicht nur Hippe-Lifestyle-E-Flitzer, sondern eine gut ausgebaute Lade-infrastruktur. Es scheint, als ob man sich tatsächlich vor dem Bau der Autos Gedanken gemacht hat, wie und wo der Strom dort wieder hineinkommt. Der Wettbewerbsvorteil dürfte nicht mehr einzuholen sein obwohl auch dort erst von einer Grundstruktur die Rede sein kann. Von Schongau fahren wir bis nach Türkheim, um zu laden, knapp eine Stunde mit etwas Verkehr. Was kostet Ihre Stunde, was ist Ihre Zeit Wert?

Generell geht die Elektromobilität davon aus, dass man Zuhause eine Wallbox installiert hat, bzw. installieren kann und darf. Somit ist die Zielgruppe von Seiten der Hersteller klar fokussiert auf Häuslebesitzer und Menschen mit Garagen oder eigenen Stellplätzen. Nur wer in der Lage ist, sich einen Teil der Infrastruktur selbst zu schaffen, kann sinnvoll an der Elektromobilität teilnehmen. Selbsternannte Experten testen im Netz unter “realen Bedingungen” Reichweiten und Alltagstauglichkeit bei 40° im Schatten ohne Klimaanlage.

Im Winter sitzen mit der Mütze und Daunenjacke im Auto und wollen uns weis machen das wäre so in Ordnung. Wäre die Frau dabei würden alle Heizmöglichkeiten inkl. Sitz auf voller Leistung laufen, schon wegen des Haussegens. Es werden leere Wohnwägen hinter Batteriebetriebenen Designstudien hergezogen und auf einer Fahrt von München nach Hamburg ist es plötzlich hip die Hälfte des Tages in irgendwelchen Industriegebieten beim Laden zu verbringen. Die Nahrungsaufnahme findet dann mehrheitlich beim amerikanischen Chemiker mit dem goldenen M statt.

Für alle in der Stadt lebenden bietet sich künftig ein Szenario in dem ein Wirrwarr an Kabeln und Mehrfachsteckdosen aus gekippten Fenstern hängen, um sein eigenes elektrisches Kleinod mit Strom zu versorgen. Das morgendliche Stolpern über Kabeltrommeln auf dem Weg zum Auto zeigt überspitzt die aktuelle Lage bei der Versorgung mit Lademöglichkeiten. Auch mit den von der Industrie über 150.000 Ladestationen lassen sich die Millionen von Fahrzeugen nicht sinnvoll laden. Beim sympathischen Griechen in Peterslahr ließen sich bestimmt ein paar LKWs und Dieselaggregate als mobile Ladestationen umfunktionieren.

Ein befreundender Autohändler verglich die Elektrische Fortbewegung mit dem einer Postkutsche bei der alle paar Stunden die Pferde getränkt oder gewechselt werden müssten.

Wenn man das Model 3 mit einer Reichweite von ca. 500km immer vollgeladen vor der Tür stehen hat werden die täglichen Wege und Besorgungen unmerklich elektrisch. Die App gibt auf Nachfrage im Fahrzeug knapp 60 Grad an, das Einschalten der Klimaanlage sorgt für entspanntes einsteigen ohne vorheriges Lüften. In den Pasing Arcaden laden wir während ein paar Besorgungen und einem Cappuccino in der Tiefgarage das Auto am Supercharger, besser gehts nicht.

Einzig die Umstellung auf die eher minimalistisch-futuristischen Bedienelemente ist für uns ein Manko. Dabei ist die Bedienbarkeit durchaus machbar wenn auch nicht immer logisch. Warum das Model 3 im Gegensatz zu den anderen Modellen über kein Display im Sichtbereichs des Fahrers verfügt, bleibt uns ein Rätsel. Es scheint, als ob hier etwas zu sehr auf Kosten der Sicherheit gespart wurde. Wir sind weder eine Autoredaktion noch die Ingenieure des ADAC, aber jedem normalen Menschenverstand fällt auf, dass in den letzten Jahren die Anzahl der Head-ups zugenommen hat. Dass es sich dabei nicht um lustige Gadgets handelt, um während der Fahrt Tetris zu daddeln, sondern wichtige Informationen zur Route und Tempolimit auf dem kürzesten, und sichersten Weg zum Fahrer zu transportieren ist bei Tesla anscheinend nicht angekommen.

Telefon und Spotify arbeiten gerne gegeneinander, das Wischen durch Untermenüs ist oft nervig, tägliche Funktionen muss man suchen. Trotz Facelift bekommt man das Gefühl vor einer Betaversion zu sitzen die noch reichlich Hirnschmalz benötigt. Überhaupt ist der Funktionsumfang was den Alltag betrifft eher gering. Eine ordentliche Auswertung von Tagesstrecken mit Kartenausschnitt wäre unserer Meinung wichtiger als die Pfurz-funktion beim Blinken. Vom allseits umworbenen Autopiloten der mit 100km/h gerne in der Zone 30 einer Baustelle fahren würde wollen wir hier nicht im Detail berichten. Es ist ohnehin nicht Sinn und Zweck sich beim Autofahren die Fußnägel zu schneiden oder Kreuzworträtsel zu lösen.

Die Automobilindustrie führt mit immer größeren und schnelleren Elektroboliden die neue Art der Mobilität ad absurdum. Ein Umdenken ist nicht zu erkennen und es werden elektrifizierte SUVs auf den Markt geworfen die einem V8 vom Verbrauch in nichts nachstehen. Im Gewichtsbereich eines amerikanischen Pick-ups, knapp unter der 3,5 Tonnen Grenze rollen derzeit die Öko-Monster durch deutsche Großstädte. Gleicher Platz und Protz wie vorher, jetzt nur mit Batterie. Ein unsinniges Konzept das den Grundgedanken der Elektromobilität verspottet.

Künftige Ampelrennen werden ohne Verbrenner entschieden, alles auf Batterie, geändert hat sich nichts. Geschwindigkeitsangaben über 300km/h sind für welche Zielgruppe genau und werden wo gefahren? . Es bleibt ein fader Nachgeschmack und viele Fragen zu Recht nach der Sinnhaftigkeit. Solche Angaben sind Effekthascherei die künftig nur in einem Autoquartett zu finden sein sollten.

Unser Fazit zum Model 3.

Das Model 3 ist ein Tesla. Tesla ist derzeit die einfachste Methode auf Elektromobilität um- oder einzusteigen. Der Tesla wird am Supercharger eingesteckt und fertig. So einfach kann Laden sein. Damit schafft es Tesla als einziger Hersteller seine Kunden mit Leichtigkeit an die neue Mobilität heranzuführen. Machen Sie eine Probefahrt, es lohnt sich.

Sobald wir im Büro laden können sind wir wieder mit einem Tesla unterwegs.

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